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Die Sage von Alphantis – Episode 1

Alphantis – Das Erstland im Unendlichkeits-Zeitalter.

In 8 Episoden – mit Prolog und Epilog.

Das Land, das keinen Widerstand leistete, als DIE kamen, um
ihre Sicht der Dinge, ihr Gedankengut, ihre Ideologien zu verbreiten.

(Ideologie: Das gebundene System einer Grundeinstellung, Weltanschauung und Wertung sowie politische Führungstheorien, die von den verschiedensten Gruppen auf unterschiedlichste Art erstellt worden sind und für sie die absolute Gültigkeit, sowie die einzig wahre Wahrheit darstellt.)

Episode 1

Eines Tages kamen Himmelsreisende mit ihrem Flugschiff nach Alphantis und landeten in der Stadt Xetrov. DIE Außerphantisten verließen ihr Raumfahrzeug und schauten sich sogleich alles genau an.

Interessiert wanderten DIE auf den Schotterstraßen und begutachteten die reetgedeckten, aus Baumstämmen gezimmerten Häuser, deren Fenster teilweise offenstanden und die Türen keine Vorrichtungen boten, um abgeschlossen zu werden. Die Leute, die sie unterwegs trafen, wurden freundlich gegrüßt und die Bewohner nickten mit einem Lächeln zurück. Einige von ihnen schöpften Wasser aus den Brunnen, die sich in der pflanzenreichen Stadt verteilten. Die Gebäude und die Straßen fügten sich so in die farbenprächtige Natur mit ein, als seien diese ein Teil von ihr – aus ihr erwachsen. Schließlich lief den Fremden ein Mädchen über den Weg und die Besucher sprachen es an: »Guten Tag, mein liebes Kind.«

»Einen schönen guten Tag, werte Gesellschaft, ich bin Ariana und wer seid Ihr?«, erwiderte die Kleine.

»Wir sind neu hier in der Gegend und kommen von sehr weit her. Wir möchten gerne wissen, wo man hier in dieser schönen Stadt etwas kaufen kann. Kannst du uns das verraten?«

»Kaufen?«

»Ja, kaufen, weißt du denn nicht was kaufen ist?«

Ariana schüttelte den Kopf und DIE fragten weiter: »Müsst ihr denn nie einkaufen? Etwas zu essen, Kleidung, technische Geräte, die einem das Leben erleichtern und vereinfachen. Eben all die Dinge, die man so dringend benötigt.«

»Nein, hier bei uns kann man nichts einkaufen und erleichtern … wieso erleichtern? Unser Leben ist doch nicht schwer.«

»Aber wie seid ihr denn lebensfähig, so ganz ohne die neuesten elektrotechnischen Errungenschaften?«, fragten DIE skeptisch.

»Och«, machte Ariana und schaute in den Himmel, »ich weiß auch nicht? Wir leben halt und es ist doch alles da was wir brauchen, da müssen wir nichts kaufen, schon gar keine Elektrotechnik, was auch immer das sein mag.«

»Wie, es ist alles da was ihr braucht?«, zweifelten DIE, »Du veralberst uns doch?!«

»Veralbern? Wieso sollte ich albern sein?«

»Es ist nicht zu fassen!«, staunten DIE. »Also gibt es wirklich keine Supermärkte, keine Elektrogeschäfte, keine Boutiquen. Aber wir haben doch so schöne Sachen mitgebracht, die wir gerne euren Händlern zum Weiterverkauf anbieten wollten.«

»Händler? Seid ihr Händler?«

»Ja, ganz recht. Großhändler!«, erklärten DIE und nahmen eine aufrechtere Haltung an.

»Und ihr als Großhändler braucht also Kleinhändler denen ihr was verkaufen könnt?«

»So sieht es aus. Aber sag uns doch einmal, kleine Ariana, wenn ihr keinen Kaufmannsladen und auch keinen Markt habt, wo bekommt ihr denn zum Beispiel euer Essen her?«

»Das Essen kommt zum Teil vom Spielplatz oder aus dem Wasser und dem Wald.«

»Vom Spielplatz?!«, riefen DIE verblüfft.

»Sicher, woher denn sonst? Wollt ihr ihn vielleicht mal sehen?«

***

Und ob sie wollten, ganz versessen waren DIE darauf, diese Stätte kennenzulernen und so führte Ariana die Großhändler über die Hauptstraße aus der Stadt hinaus. Auf ihrem Fußmarsch begegneten ihnen vereinzelnd Pferdewagen, die mit Holzstämmen und Reet beladen waren. Andere wiederum hatten Lebensmittel wie Brot, Obst und Gemüse bei sich. Die Pferde schritten gemütlich voran und neben ihnen ging jeweils ein Mann oder eine Frau, die das Tier an einer Leine führten. Einige Kinder liefen nebenher und winkten eifrig Ariana und ihrer Begleitung zu.

Einige hundert Meter außerhalb kamen sie an einem Platz vorbei, wo Hühner pickten und scharrten, Schafe und Ziegen grasten, sich Schweine tummelten und Kühe wiederkäuend dastanden. Das Areal war umgeben von Ställen, in denen lächelnde Frauen und Männer mit ihren Kindern die Schafe scherten, die Kühe melkten, die Eier einsammelten und die Tierunterkünfte ausmisteten.

Ein Fluss schlängelte sich von den Bergen kommend durch die Landschaft und zwei Wassermühlen verrichteten ihre Arbeit. Etwas abseits von den Tieren wurde vor einem Haus geschlachtet und in einem weiteren Gebäude befand sich die Bäckerei, die mit frischem Mehl aus den Mühlen versorgt wurde.

Nach ungefähr einem Kilometer kam Ariana mit ihrer Begleitung am Spielplatz an. Dieser bestand aus diversen Feldern, auf denen die Einheimischen fröhlich singend alles Zeitgemäße ernteten und pflegten. Auf der Obstplantage entdeckte Ariana ihre Eltern mit ihrem Bruder. Sie winkte die Familie zu sich und das Mädchen stellte die Besucher vor. Es seien Großhändler, die von sehr weit hergekommen sind und die tollsten Sachen dabeihaben, wie elektrotechnische Geräte, die einem das Leben erleichtern und nun sind sie auf der Suche nach Kleinhändlern, die ihnen alles abkaufen sollen, damit diese dann etwas haben, was sie wiederum weiterverkaufen können. Auf die Nachfrage hin, wo sie denn die Sachen herhaben, die sie verkaufen wollen, erklärten DIE, dass sie selber alles von den Herstellern und Erzeugern erworben haben.

Ebenso wenig wie Ariana zuvor, verstanden auch ihre Eltern nicht, was die Fremden genau vorhatten, beziehungsweise was sie mit dem Ganzen bezwecken wollten, und erklärten nun den Gästen erneut, dass doch von allem genug da sei und es irgendwie überhaupt keinen Sinn macht, etwas zu kaufen, um es dann gleich wieder weiterzuverkaufen … wieso alles drei- bis viermal kaufen und verkaufen, hin und herschleppen, bis es endlich da ankommt wo es gebraucht wird.

»Aber wir sehen doch, dass euch hier so allerhand fehlt. So können wir beispielsweise nirgends Bananen- oder Ananasstauden entdecken. Doch gerade diese sind so wichtig und darum gibt es die Möglichkeit, diese zu kaufen.«

»Ananas … Bananen, was ist das?«, fragte Arianas Mutter.

»Das ist tolles Obst, ihr könnt doch nicht nur von diesen paar Sorten leben«, DIE zeigten auf die Plantage, »wenn es doch noch so viel mehr Sorten gibt.«

»Nur weil es diese vielleicht gibt, bedeutet das doch nicht zwangsweise, dass wir diese auch benötigen! Wenn wir Bananen und all die anderen Obstsorten bräuchten, würden sie hier auch wachsen. Da sie das aber nicht tun, brauchen wir sie also auch nicht und somit müssen diese Dinge nicht wie wild durch die Gegend transportiert werden. Ach ja, und Geräte, die einem das Leben erleichtern … wozu? Gibt es denn ein leichteres Leben als das, welches wir hier führen?«, lächelte Mutter Felina schließlich und richtete nun ihr Augenmerk auf die Tochter, »was ist mit dir Ariana? Kommst du mit zum Spielen aufs Feld?«

»Ich glaube es ist notwendiger, diesen Leuten unseren Lebenswirtschaftsraum zu zeigen.«

»Da tust du ein gutes Werk«, bestätigte der Vater Silias.

»Und ich werde dich dabei unterstützen«, beschloss Felina.

»Aber heute Nachmittag kommt ihr beide doch mit ins Theater oder …?«, fragte der Sohn und Bruder Elias.

»Na, klar. Die neue Inszenierung werden wir uns doch nicht entgehen lassen«, antwortete die Mutter mit leuchtenden Augen.

***

Ariana und ihre Mutter spazierten mit den Großhändlern an einem See vorbei, wo einige Menschen in Ruderboten saßen und fischten. Ihre weitere Wanderung brachte die Gruppe zu einem Wald, in dem sie einige Holzfäller trafen, die dabei waren, Feuerholz zu hacken, welches von den Frauen und Kindern auf bereitstehende Fuhrwerke gestapelt wurde. Ein weiterer Trupp stellte Baumaterial her und verlud es ebenfalls auf die Wagen. Zwei Frauen, die jeweils einen Köcher mit Pfeilen und Bogen über den Rücken trugen, hatten ein Reh auf einer Trage liegen, das sie zum Schlachthaus bringen wollten.

Nach einer Weile hatten sie den Wald sowie eine Lichtung, die neu bepflanzt wurde, hinter sich gelassen und kamen am Bastlerviertel an. So wurde der Stadtteil genannt, in dem sich unter anderem die Gerberei, die Webstuben und Schneider, die Tischler und Schmiede mit dem Werkzeugmacher sowie die Töpferei befanden. Das Rohmaterial für die verschiedensten Güter stammten Beispielsweise von den umliegenden Erzminen, den Tongruben und dem Baumwollfeld sowie der Rinderfarm.

Von diesem Bastelviertel aus konnte man in einiger Entfernung die Wohnhäuser erkennen, da die Führung entlang der Hauptstraße verlief und diese einen Rundweg darstellte. An dieser Straße befand sich alles Lebenswichtige, wobei einige Wege von ihr abführten, worüber man beispielsweise zu den Minen und den Tongruben gelangte.

Die anwesenden Kinder versammelten sich neugierig um die Neuankömmlinge und erzählten, dass sie hier zusammen mit ihren Eltern alle notwendigen Sachen basteln würden. Befremdlich wirkte auf DIE auch hier die Vorgehensweise, wie die Leute ihre Tätigkeiten ausübten. Es schien so, als passiere die eigentliche Arbeit nebenbei.

»Wie könnt ihr alle hier nur so ruhig arbeiten? Habt ihr denn keine Termine um die Aufträge einzuhalten?«, fragten DIE.

»Arbeiten? Termine? Aufträge? Was bedeutet das alles«, fragte Felina. Doch ohne die Antwort abzuwarten sagte sie: »Wir fertigen und pflanzen das an, was gerade benötigt wird. So einfach ist das.«

»Ja, und nach ungefähr fünf Stunden wird mit dem Spielen und Basteln aufgehört«, erklärte Ariana, »und jeder nimmt sich das, was er für sich und seine Familie braucht. So ist es in ganz Alphantis.«

»Das hört sich alles so unglaublich an Felina, doch erkläre uns bitte, wie wird das alles hier denn nun finanziert?«

»Was meint ihr?«

»Wer oder wie bezahlt ihr das alles?«

»Das verstehe ich nicht, hier bei uns macht jeder das Notwendige und so muss keiner bezahlen, was auch immer das sein mag, und wir brauchen nichts zu kaufen, keiner von Alphantis. Hier gibt es viele Lebenswirtschaftsräume wie den unsrigen, jeder Ort sorgt für sich und wir besuchen uns untereinander, tauschen uns aus.«

Jetzt verstanden die Händler das System und sie sahen klagend ein, dass es hier an diesem Ort mit Namen Xetrov, ja anscheinend in ganz Alphantis, keine Möglichkeit gab, ihre Waren zu veräußern. So haben DIE es nicht geschafft, dieses Land mit ihrer Wirtschaftsideologie zu erobern, denn dieses Gedankengut glitt unbeachtet an den Bewohnern von Alphantis ab. Darum bestiegen DIE ihr Raumfahrzeug und wurden nie wieder gesehen.

Ende der Episode 1: Die Händler

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Geschichtenauswahl

Verblasst

Roy Reynolds griff routiniert zur Flasche, drehte den Deckel ab und goss den Whisky in das Glas mit den Eiswürfeln. Er stellte ihn zurück auf den Tresen der Wohnzimmerbar, nahm das Getränk und ging hinüber zur Glasfront, öffnete die Schiebetür und betrat den Granitboden der Terrasse. Er schaute hinüber zum Schwimmteich und ließ seinen Blick weiter über den parkähnlichen Garten schweifen. Er sog die frische, feuchte Abendluft des Frühlings intensiv ein, um anschließend den achtzehn Jahre gereiften Whisky hinunterzuschütten.

Roy starrte auf das Glas in seiner Hand, in dem die Eiswürfel am Boden klimperten. »Na, meine kleinen Freunde, wollt ihr wieder schwimmen«, murmelte er und ging zurück ins Haus. Mit der noch offenen Flasche kam er zurück und setzte sich mit ihr an den Gartentisch. Nachdem der vierte Whisky in seinem Innersten verschwunden war, wurde ihm klar, wie dieses Ritual in den letzten Jahren zur Gewohnheit geworden war und es wurden immer mehr Gläser die er leerte. Dieses Verhalten betraf nicht nur die Abende, auch morgens, wenn keine Termine für den Tag eingetragen waren, öffnete er bereits schon vor dem Frühstück eine neue Flasche.

Roy musste sich eingestehen, dass seine Zeit abgelaufen war. Das zeigten ihm unter anderem die immer weniger werdenden Postboxen, in denen sich die Anfragen oder besser gesagt die Bettelbriefe befanden. Die er, beziehungsweise seine Produktionsfirma, in den letzten zwei Jahrzehnten bekam. Nicht nur die Anzahl der Briefe ging zurück, auch die Emails schrumpften auf eine überschaubare Menge und für seine Fan-Post benötigte er niemanden mehr, der diese bearbeitete. Vorbei war die Zeit, dass es hieß: »Wer bei Roy in der Show auftritt, der hat es geschafft«. Und so war es auch. Alles was Rang und Namen hatte tauchte als Gast in Roys Late-Night-Show auf, die von montags bis freitags ausgestrahlt wurde.

Roy – der Late-Night-Dino, wie ihn die Medien und die Newcomer der Branche nannten. Es zeigte sich deutlich, dass die nächste Generation von Sprücheklopfern herangewachsen war und auf ihre Chance lauerte. Junge Typen, die zudem noch gut aussahen, beherrschten die Mattscheibe und das Internet. Nun waren es ihre, nicht mehr seine Sprüche und Witze, die die Menge begeisterten und Trends setzten.

Er, und ebenso seine zumeist provokanten Sprüche, gelten zwar als Kult, was für ihn allerdings nur Gewohnheit bedeutete. Und diese Gewohnheit war es auch, die seine letzten Fans vor die Fernseher trieb. Genauso wie er seine Show aus Gewohnheit moderierte und allmählich machte er sich Gedanken, wie lange er noch an diesem Format festhalten sollte. Sollte er warten, bis der Sender ihm sagt: »Roy, du warst gut, es war eine nette Zusammenarbeit. Ach übrigens, ich möchte dir jemanden vorstellen.« Und dieser jemand wird dann einer von diesen jungen hippen Typen sein, der gerade gestartet ist.

Doch der einstige Late-Night-King wollte nicht in Selbstmitleid und Depressionen vergehen und als ihm an diesem Spätabend bewusst wurde, dass er auf bestem Wege dahin sei, geriet er in Panik und wollte nicht, dass alles damit endet, dass das einzige, was noch von ihm in den Zeitungen berichtet wird, seine Alkoholexzesse sind … die er bis jetzt noch geheim halten konnte. Dann schon lieber gar keine Schlagzeilen als solche. So wie es bei vielen seiner Kollegen der Fall ist, die sich im Show-Geschäft bewegen.

Wenn es nur nach dem Geld ginge, so hätte Roy schon vor Jahren aufhören können, doch die Sucht nach dem Scheinwerferlicht, die Befriedigung des jubelnden Publikums trieben ihn an, auch wenn das alles immer weiter zurückging, ja, es kam ihm sogar vor wie Mitleidsbekundungen. Vorbei war die Zeit, als zusätzlich zur Show große Werbeverträge mit ihm abgeschlossen wurden und er die gigantischsten Medienevents moderierte.

Doch einfach aufhören wollte Roy nicht, zu groß war die Liebe zur Bühne. Er musste sich eingestehen, dass es an der Zeit war, eine Entscheidung zu treffen, wenn er nicht die Sucht des Rampenlichts mit der Alkoholsucht tauschen wollte. So wollte er auch nicht darauf warten, bis die Bosse des Senders ihm ein Gnadenbrot zuwerfen und ihn ab und zu auf die Weide stellen, wie ein ausgedientes Spitzenrennpferd. Denn das war er einst: Das beste Pferd im Stall der Unterhaltung. Wer auf ihn setzte gewann. Dann schon eher hinter der Bühne als Produzent. Er kannte das gesamte Spektrum eines wahren Unterhaltungskünstlers. Er sang, machte Stand-up-Comedy, spielte Sketsche, war an einigen Filmen als Schauspieler beteiligt, wusste was und wie man wem die richtigen Fragen stellte.

***

Im nächsten Meeting verkündete Roy, dass es aus seiner Sicht allmählich an der Zeit sei, sein Tätigkeitsfeld zu verändern. Er war der Meinung, dass sein Talkshowformat, ebenso wie er, abgenutzt war. Bei dieser Nachricht atmete der Chef des Senders erleichtert auf. Roy war ihm zuvorgekommen, da zum Ende des Jahres die Show sowieso abgesetzt werden sollte. Roy erzählte von seinen Plänen, selber Shows zu produzieren und er hätte da auch schon einige zeitgemäße Ideen, die er sogleich den Anwesenden vortrug.

Es war die richtige Entscheidung, es selbst in die Hand zu nehmen und nicht zu warten, bis andere für ihn entschieden. So konnte Roy sich allmählich daran gewöhnen, dass seine Zeit vor der Kamera zu Ende ging. Er konnte langsam mit dem Entzug beginnen. Die Showbranche hatte ihn nicht geschlagen. Und es kam wie es kommen musste: Sein Ruhm verblasste, doch er selber bekam durch seinen neuen Weg wieder Farbe.

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Noxlupus Kurzgeschichtenauswahl

 

Das Noxlupus Geheimnis

Wer hinter dem ganzen Noxlupus-Kram steckt, erfahren Sie wenn Sie weiterlesen.

Ich sehe etwas, höre manchmal nur ein Wort und schon tanzen Bilder dazu in meinem Kopf. Bilder, die eine kleine Idee entstehen lassen. Manchmal verblasst diese wieder, doch hin und wieder wächst die Idee weiter und weiter, bis sie sich letztendlich als Handlung einer Geschichte entpuppt. Einer Geschichte, die geschrieben werden muss.

Doch mit dem richtigen Geschichtenschreiben dauerte es – so an die 25 Jahre. All die Jahre zuvor hatte ich nur Ideen gesammelt und Entwürfe verfasst. Am wirklichen Schreiben hatte ich mich selbst gehindert, da ich extreme Kämpfe mit der Rechtschreibung und dem Lesen auszutragen hatte. Und ehrlich gesagt, die Friedenspfeife ist immer noch nicht so wirklich geraucht.

Durch meine ausgeprägte Legasthenie habe ich erst mit Mitte 20 so richtig angefangen Romane zu lesen. Denn das Lesen brachte mir ja aus gegebenem Anlass nun auch nicht wirklich Spaß, was heute inzwischen ganz anders ist. Den Drang, meine eigenen Geschichten zu Papier zu bringen, verspürte ich allerdings schon sehr viel früher. Erste Versuche wurden im stillen Kämmerchen auf einer elektrischen Schreibmaschine gehämmert, später dann in den PC geschrieben.

Bis ich mir vor einigen Jahren sagte: „Was soll´s! Raus aus deiner Kammer. Rechtschreibung hin oder her.“ So begab ich mich auf die Suche nach Profis und knüpfte Kontakte zu freiberuflichen Lektoren und vor allem Korrektoren.

Und tatsächlich, nach all den Jahren hielt ich 2011 meinen ersten fertigen Roman in den Händen. „Und jetzt?“ Da ich keine Lust auf Verlagsabsagen hatte, entschied ich mich dazu, mein erstes Buch im eigenen Verlag herauszubringen. So legte ich mit diesem Buch den Grundstein für die Nick-Francis-Reihe.

Doch bei dieser Buchreihe soll es nicht bleiben, denn viele keimende Ideen warten noch darauf, großgezogen zu werden, um sich auf dem hart umkämpften Buchmarkt zu etablieren. Aus diesem Grunde habe ich mich aufgemacht und eine Expedition durch den Dschungel der Literatur gestartet.

Hier auf der Noxlupus-Seite habe ich mein Basislager errichtet. Anschließend zückte ich meine Machete, um mich durch das vor mir liegende Buschwerk zu schlagen. Welches aus einem Dickicht von Bestsellerromanen, Machwerke von Prominenten und Hobbyschriftstellerkollegen sowie Sachbüchern und was weiß der Bücherwurm noch alles, besteht.

Jeder kann heutzutage seine literarischen Ergüsse ohne großen Aufwand veröffentlichen und einer breiten Masse zugänglich machen. Das ist weiter kein Problem. Nur die Masse dann zu erreichen, das ist die wirkliche Kunst. Denn schon ein kleines Grüppchen von Lesern um sich zu scharen stellt eine große Herausforderung dar.

Einen Bestseller schreiben können viele, einen Bestseller machen nur wenige. Ein gutes Buch alleine reicht nicht – wobei sich natürlich die Frage stellt, wer eigentlich entscheidet, welches Buch „gut“ ist. Promistimmen, Literaturkritiker, Buchhändler und allen voran die Presse, die von diesen Leuten mit Informationen versorgt wird, haben eine enorme Macht um die Leserschaft zu überzeugen. Wer sich als Autor in diesen Gefilden tummelt, hat sich den anderen gegenüber schon mal einen großen Vorteil verschafft.

Der Kampf um jeden einzelnen Leser begann bereits in einem Zeitalter, als der Computer noch nicht entwickelt worden war. Die große Wende in diesem Kampf brachte dann allerdings nicht der Computer, sondern das Internet, welches in den letzten Jahren eine wahre Flut von Massenveröffentlichungen über uns hat hereinbrechen lassen. Der Dschungel wird immer dichter, der Kampf immer härter, aber ich habe ihn mit Begeisterung aufgenommen, egal wie lange er dauern wird, dieser Kampf wie einst David gegen Goliath … und wir wissen ja, wer da am Ende wessen Kopf triumphierend in die Höhe hielt.

Möge eure Macht mit mir sein, auf dass ich mich in diesem Dschungel behaupten kann und meine Expedition erfolgreich wird. Darum werdet doch gleich ein „Noxianer“ und folgt mir auf dem Pfad, den ich für uns in den Urwald geschlagen habe, um diesen Stück für Stück zu verbreitern, damit das Gesamtwerk Noxlupus ausreichend Platz bekommt.

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Das Schöne am Schreiben ist, dass man sich die Welt genau so zurechtbasteln kann, wie man sie haben möchte! Noxlupus … Ein Schreiber, kein Redner und schon gar kein Vorleser.

Anmerkung: Alle Autorennamen die hier auf dieser Verlags-Homepage genannt werden gehören zum Noxlupus-Gesamtwerk und sind meine Pseudonyme, die ich für die verschiedensten Textarten nutze. Jeder „Autor“ hat sein eigenes Themengebiet bekommen. Der Name Noxlupus ist letztendlich das Gebäude und die „Autoren-Namen“ stellen die einzelnen Zimmer dar, in denen sich jeweils etwas anderes abspielt. Anhand des Namens kann der regelmäßige Leser in etwa erahnen, was ihn hinter der jeweiligen Tür erwarten wird … so die Idee. Also, alles was ich (NOXLUPUS) hier veröffentliche stammt aus einer Tastatur und überall wo NOXLUPUS draufsteht ist auch NOXLUPUS drin. Wer wissen möchte, warum gerade Noxlupus … die Lösung ist im ersten Nick-Francis-Buch zu finden 😉

www.noxlupus.de

Kurzgeschichten

von Noxlupus

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Zwiespalt der Seele

Wie ein Kometenschweif zog die Kugel den roten Lebenssaft hinter sich her, als sie aus dem Rücken des Mannes austrat. Das Blut spritzte gegen die beige Hauswand, die Kugel drang tief in das Mauerwerk ein. Vincent hatte seinen Auftrag wie immer mit der Akribie eines Chirurgen und der Kaltblütigkeit einer Maschine ausgeführt …
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Verblasst

Roy Reynolds griff routiniert zur Flasche, drehte den Deckel ab und goss den Whisky in das Glas mit den Eiswürfeln. Er stellte ihn zurück auf den Tresen der Wohnzimmerbar, nahm das Getränk und ging hinüber zur Glasfront, öffnete die Schiebetür und betrat den Granitboden der Terrasse. Er schaute hinüber zum Schwimmteich …
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Engelrevolution

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Es war einmal in der Krähengasse, in der die Anwohner friedlich, freundlich und freudig gemeinschaftlich lebten. Die Sorgen und Nöte des einzelnen wurden miteinander gelöst. Im Sommer traf man sich in den Gärten zum Grillen mit anschließendem Lagerfeuer. Die Wintermonate verbrachte die Gemeinschaft mit Spieleabende bei Ofenwärme und Kerzenschein. Man half sich gegenseitig bei der Instandhaltung der Häuser und den Außenanlagen. Wer krank war, dessen Familie wurde bei den Einkäufen und den anfallenden Hausarbeiten unterstützt.

Es war Anfang Juli und das alljährliche Sommerfest stand vor der Tür, welches immer am dritten Juliwochenende stattfand. Dieses Fest wurde von allen gemeinsam geplant und ausgerichtet. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass es für alle Zeiten das letzte Sommerfest in der Krähengasse sein sollte.

Am dritten Wochenende im Juli zeigte sich die Sonne wie all die Jahre zuvor den gut gelaunten Bewohnern der Krähengasse bis in die späten Abendstunden freundlich. Am Freitag wurden die Tische und Bänke aufgebaut sowie die Grills im Wendehammer der Sackgasse aufgestellt. Die Carports wurden mit Girlanden und bunten Lichterketten geschmückt. Das Puppentheater für die Kleinen wurde vorbereitet, sowie die Spieleolympiade für die etwas Größeren hergerichtet, bei der neben weiteren Spielen die Hauptdisziplinen aus Sackhüpfen, Eierlaufen und das Schubkarrenrennen bestanden. Die frischen Lebensmittel wurden vom Markt besorgt und das vorbestellte Grillfleisch vom Schlachter abgeholt. Nudel-, Kartoffel-, Kraut- und grüner Salat wurden vorbereitet. Die Kinder tobten und liebten es, den Erwachsenen mal mehr, mal weniger bei den Vorbereitungen zu helfen.

Am Samstagabend, die Kleinen waren schon in ihren Betten, um sich von den Strapazen des Festtages zu erholen, erzählt E., dass die ganze Familie seit neuestem an Engeln glaubt und im Keller habe man einen Raum, in dem den Engeln gehuldigt wird. E., erklärte weiter, dass Engel die Welt erschaffen haben und diese nun vor allem Übel beschützen. Die Freunde lauschten mit offenen Augen und Mündern. »Oh, ja, das klingt glaubhaft, was du uns da erzählst.« Und drei weitere Familien bestätigten, dass auch sie den Englein in tiefster Demut ergeben sind, ja, dass die Engel mit ihnen kommunizieren und auch sie hätten ein Zimmer, welches sie als »Kirche der Engel«, bezeichneten.

Noch an jenem Abend verbreitete sich der Engelsglaube in der gesamten Krähengasse, bis auf wenige Ausnahmen, denn ein paar Familien waren diesem Glauben gegenüber skeptisch eingestellt. Doch sie schwiegen fürs erste.

Am darauffolgenden Tag gab es zum Abschluss des Sommerfestes die traditionelle Kaffeetafel. Neben den Torten und dem reichhaltigen Kuchenangebot stand in diesem Jahr sogar ein Eiswagen für die Kinder bereit. An diesem Tag gab es für die Bewohner der Krähengasse nur ein Thema – Die Engel. Es wurde in erster Linie darüber gesprochen, dass es ein Buch geben müsste, wo der Glaube an die Engel genau festgehalten, beziehungsweise wo ein einheitliches Verhalten im Glauben an die Engel aufgeführt sei. E. wurde auserwählt, dieses heilige Werk niederzuschreiben, da E., nach Ansicht der anderen, das meiste Wissen über Engel besaß. Der Straßenname sollte dann von »Krähengasse« in »Engelsgasse« umbenannt werden. Zudem sollte am Anfang der Straße jeweils zu beiden Seiten eine Engelsfigur aufgestellt werden. Die anfallenden Kosten würden dann von allen Anwohnern zu gleichen Teilen getragen werden.

Das wurde nun doch für die Skeptiker zu viel und T. meldete sich stellvertretend für die anderen zu Wort und widersprach diesem Vorhaben. Denn wenn überhaupt, dann sollte die Straße in »Teufelsgasse« umbenannt werden und zwei Teufelsstatuen sollten den Straßeneingang zieren. Es gäbe schließlich einige Familien, die so gar nicht an die Englein glauben wollten, sondern der Überzeugung waren, der wahre Glaube könne nur an den Teufel gerichtet werden. Denn schließlich war dieser es, der alles auf Erden geschaffen hat und letztendlich alles in die richtigen Bahnen lenkt. T. lud die Engler ein, sich den Teufelsschrein im Hause der Familie T. anzusehen. Als die Engler dessen Altar sahen, waren sie entsetzt und betrachteten diesen sprachlos.

Am späten Nachmittag fand der Rückbau der Festivitäten statt. Dieses verlief nicht wie gewohnt in der üblichen Heiterkeit, sondern es kristallisierten sich zwei Parteien heraus, von denen die einen plötzlich nicht mehr mit diesen oder jenen Anwohnern zusammenarbeiten wollten. Es wurde sich misstrauisch beobachtet und nur innerhalb der Gruppe getuschelt.

So sollte es auch von nun an in der Krähengasse weitergehen. Geholfen wurde sich nur noch untereinander in den Gruppen der Engler sowie der Teufler. Engler grüßten keine Teufler mehr und umgekehrt. Den Kindern wurde verboten, mit den Freunden aus der anderen Gruppierung zu spielen. Ja, geradezu gegeneinander aufgehetzt wurden sie, und es kam zu Prügeleien unter den Heranwachsenden, wo es zumeist darum ging, dass der eine Glaube der richtige und bessere sei als der andere.

Einige Familien hielten es nicht mehr aus und verließen ihre Häuser. Diese blieben nicht lange leer und jede Partei versuchte sofort die neuen Anwohner für sich und ihren Glauben zu gewinnen. Doch womit weder die Engler noch die Teufler gerechnet hatten, war die Tatsache, dass einige Neue ihren eigenen Glauben mitbrachten. Den Glauben an die Geister, bei dem es darum ging, dass aus den verstorbenen Ahnen das neue Leben entsteht und diese Vorfahren das Leben der Familien beschützen und dirigieren.

Es herrschte ein ständiges Ziehen und Zerren unter den Anwohnern, alle waren damit beschäftigt, die eine oder andere Familie auf ihre Seite zu bringen. Es gab keine anderen Themen mehr und Zeit für anderes war nicht mehr vorhanden. Keine Grill- oder Spieleabende mehr. Dringende Reparaturarbeiten an den Häusern wurden vernachlässigt und die Gärten verwilderten.

Es war ein regnerischer Sommertag zu dem sich ein starkes Gewitter gesellte. Früh wurde es dunkel und in den Häusern der Krähengasse blieben die Rollläden verschlossen … an diesem dritten Wochenende im Monat Juli.

Und die Moral von der Geschicht …
behalte und lebe deinen Glauben für dich.
Gehe nicht mit ihm hausieren,
sonst wird viel passieren.

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Die Sage von Alphantis – Prolog

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Alphantis – Das Erstland im Unendlichkeits-Zeitalter.

In 8 Episoden – mit Prolog und Epilog.

Das Land, das keinen Widerstand leistete, als DIE kamen, um
ihre Sicht der Dinge, ihr Gedankengut, ihre Ideologien zu verbreiten.

(Ideologie: Das gebundene System einer Grundeinstellung, Weltanschauung und Wertung sowie politische Führungstheorien, die von den verschiedensten Gruppen auf unterschiedlichste Art erstellt worden sind und für sie die absolute Gültigkeit, sowie die einzig wahre Wahrheit darstellt.)

Prolog

Die Todesschreie mischten sich unter das ratternde Gebrüll der Schnelltötungsgeräte. Die Soldaten schossen kreuz und quer in die Menschenmenge. Kinder, Frauen und Männer stürzten blutüberströmt zu Boden. Menschen flüchteten. Die Körper der Gefallenen wurden unter den Füßen der Davonstürmenden zerquetscht.

Nur wenige überlebten das Massaker, um deren Handgelenke sich letztendlich die Eisenschellen mit der Kette schlossen. Abgesehen von diesen konnte nur eine Handvoll Leute wirklich ihren Mördern entkommen. Die in Ketten gelegten wurden unter Peitschenschlägen in die Kerker getrieben, wo sie sich schutzlos den Folterungen ihrer Peiniger ausgeliefert vorfanden.

Dabei äfften die Henkersknechte auf höhnischer Weise die Schmerzensschreie der Leidenden nach, machten Faxen und schnitten Grimassen. Genussvoll drehten die Despoten die Daumenschrauben an, kurbelten an dem Rad, welches die Seile der Streckbank spannten und die Körper in die Länge zogen, bis kurz vor dem Zerreißen. Sie schwangen die Äxte und hackten mit einem Lächeln unzählige Gliedmaßen ab, setzten Brandmale auf die Haut, die sich unter zischenden Geräuschen und Qualm tief ins Fleisch fraßen.

Die Gruppe von Personen, die unbeteiligt dem Geschehen aus sicherer Entfernung folgte, konnten sich nicht mehr halten vor Lachen. Stießen den Nachbarn an und zeigten schenkelklopfend auf die Gequälten. Als das Schauspiel das finale Ende gefunden hatte – das Massakrieren der Gefolterten – hielt die Zuschauer nichts mehr auf ihren Sitzflächen. Sie sprangen auf und spendeten tosenden Applaus.

Als die Schauspieler den Bühnenplatz verlassen hatten und die ersten Zuschauer aus dem Theater gingen, blieben noch einige aus dem Publikum auf der Tribüne zurück und unterhielten sich angeregt über das Spektakel. Schüttelten belustigt und verblüfft zu gleich die Köpfe. »Nein, nein, was diese Theaterleute nur für eine Fantasie haben«, staunte eine Frau, »und die ganzen Ideen für diese Teile, womit sie die Menschen erschossen haben, wie nannten sie diese doch gleich?«, fragte ein Mann und schaute nachdenklich in den blauen Himmel. Die Antwort kannte der zwölfjährige Elias: »Schnelltötungsgerät!«

»Richtig … «, bestätigte der Mann und die Frau beteiligte sich erneut an dem Dialog: »überhaupt auf die Idee zu kommen, einen anderen Menschen zu verletzen oder gar zu töten, das ist doch völlig absurd, da kann man doch nur drüber lachen.«

»Ganz recht, das macht überhaupt keinen Sinn … Sah aber dennoch sehr realistisch aus«, erwiderte ein anderer Mann … Silias, der Vater von Elias.

»Aber ist doch immer witzig«, fügte die achtjährige Ariana, die Tochter Silias hinzu, »mir gefallen immer die Täuschungen, wenn man Leuten die Arme abhackt.«

»Das stimmt, das ist richtige Magie, denn schließlich stehen am Ende bei der Verbeugung alle unversehrt wieder auf der Bühne«, bestätigte ihre Mutter Felina.

»Ja, und das mit den Brenneisen, das zischt richtig und man meint das verbrannte Fleisch zu riechen«, fügte die Frau, die anfangs gesprochen hatte, hinzu.

»Das machen die hinter der Bühne, da haben die ein heißes Eisen, was in kaltes Wasser getaucht wird. Dadurch zischt es laut und der Qualm kommt auf Knopfdruck vorne aus dem Brenneisen heraus«, erklärte Silias und wendete sich an den Sohn Elias, »und du mein Junge, wie gefiel dir das Theaterstück?«

»Och, hab schon bessere gesehen. Wenn ich groß bin, werde ich auch solche Stücke schreiben.«

»Sicher mein Sohn, das wirst du«, bekräftigte der Vater den Sohn und strich ihm über den Kopf.

»So, dann wollen wir alle mal nach Hause gehen«, ordnete die Mutter an. Daraufhin verabschiedete sich die vierköpfige Familie von den anderen und sie versprachen, in zwei Wochen der neuen Theaterinszenierung beizuwohnen.

Die Bewohner von Alphantis liebten das Theater, egal in welcher Stadt auch immer, überall strömten täglich hunderte in die großen Freilichttheater, um sich diese Schauspiele von ausufernder Gewalt, die Absurdität des Lebens, die in der Fantasie der Autoren entstanden ist, anzusehen. Jener Wahnsinn, den es in der Realität von Alphantis nicht gab, noch nie gegeben hat. Es war für die Bewohner das reinste Theaterspektakel und undenkbar, dass solche Dinge in Wirklichkeit passieren könnten. Ihr Leben war das eine, die Bühne etwas ganz anderes. Auf ihr wird alles Undenkbare denkbar und das Unmögliche möglich.

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Gedanken über Mitläufer

Ohne Mitläufer hätte kein Mensch Macht über andere, es gäbe keine Unterdrückung, keine Diktatoren und auch keine Trends (etwas wo alle mitmachen bzw. etwas, das alle haben wollen). Denn was sollte ein einzelner ausrichten können, wenn ihm keiner folgt? Ein Trend lebt nur von den Mitläufern, die einem Trend hinterherhetzen, der durch die „Trendsetter“ gestartet wird. Das sind zumeist Leute, die aus den verschiedensten Gründen von anderen bewundert werden. Diese Meinungsmacher sind oftmals irgendwelche „Promis“ oder andere Leute zu denen ein Mitläufer aufschaut. Er möchte so sein wie dieser „Star“, ein so „tolles“ Leben führen wie er. Und wenn er zum Beispiel das gleiche Buch liest wie sein „Idol“, fühlt er sich sofort mit diesem verbunden. Das wissen natürlich auch die Unternehmen und so wird alles Erdenkliche getan, um diese Personen, die gerade im Rampenlicht stehen, für ihre Zwecke einzusetzen, denn was diese „Stars“ tragen, essen und trinken, das wollen ihre Anhänger natürlich auch haben.

Doch sind diese „Helden“ es wirklich wert, dass man zu ihnen aufschaut … muss man ihnen hinterherlaufen? Vorbilder zu haben ist ja an sich nichts Schlechtes, sie können einem sogar helfen und im Leben weiterbringen, sie können einem als Inspirationsquelle dienen. Aber sollte man ihnen uneingeschränkt nachlaufen … also zum Mitläufer mutieren?

Was bringt Mitläufertum? Sicher, das Zugehörigkeitsgefühl, welches für viele Menschen anscheinend lebensnotwendig ist, wird gefördert. Alle finden dieses Buch toll und sprechen darüber, also will ich es auch haben … dann kann ich mitreden. Ich muss es ja nicht sofort lesen, ich habe ja schon genug andere Meinungen darüber gehört, aus diesen suche ich mir dann die für mich passsenden raus.

Durch Bewertungen werden die Mitläufer rekrutiert, ein Trend entsteht. Dieser ist zumeist eine neue Auffassung von etwas, eine neue Bewegung, eine neue Richtung, die für die Gesellschaft, die Wirtschaft oder Technologie maßgebend sein wird. Dabei ist dieses zeitlich vollkommen frei, denn ein Trend kann von einer Woche bis zu Jahren anhalten, je nachdem wie man diesen weiter nährt. Bei Büchern und Filmen geschieht dies zumeist in Fortsetzungen, am liebsten reichlich verbunden mit Merchandising/Fan-Artikel.

Dabei ist ein Trend, wie so vieles, wenn man es nüchtern betrachtet, eine Sache des Geschmacks, eine Meinung bzw. eine Sicht der Dinge von Einzelnen, die schließlich ihr Gefolge bekommt. Also Personen, die einfach mit dabei sein wollen. Dazuzugehören, nicht als Außenstehender/Außenseiter zu gelten, das ist die Motivation des Mitläufers. Mitläufer schwimmen auf einer Welle mit, ohne genau zu wissen, wo die Wellen herkommen und wo sie einen hintreiben.

„Dieses oder jenes machen doch alle“, wird dann gesagt, oder: „das machen doch alle so. Das gehört doch dazu“ … Oder aussagen wie: „Ich will jetzt vegan leben, das machen ja im Moment so viele. Muss denn ja eine tolle Sache sein.“ Mit solchen Aussagen outet man sich als vollwertiges Mitglied im Mitläuferclub. Wenn es aber heißt bzw. man stellt sich die Frage: „Wieso leben eigentlich schon so viele vegan? Da muss ich mir mal ein paar Quellen raussuchen und schauen, worum es da genau geht und wieso es gemacht wird. Dann kann ich ja entscheiden, ob es etwas für mich ist oder nicht“, so hat diese Vorgehensweise nichts mit Mitläufertum gemeinsam.

Mitläufer sind Personen, die an einer Gruppierung, Bewegung oder Strömung teilnehmen, ohne sich wirklich für das Thema zu engagieren. Sie lassen alles passiv geschehen, machen mit, ohne dabei für ihr Verhalten Rechenschaft abzulegen oder Verantwortung zu übernehmen. Und wenn etwas schiefgeht, können sie dann immer noch sagen: „Was kann ich dafür? … Das waren doch in Wirklichkeit die Anderen, ich habe damit ja eigentlich nichts zu tun.“

Es reicht für den Mitläufer, wenn er sagen kann: „Ja sicher, … ich bin dabei und warum du noch nicht?“ Und dieses Mitläufertum ist in manchen Dingen sehr gefährlich. Wenn es zum Beispiel um eine politische oder religiöse Richtung geht, die ins Extreme fällt. Gerade solche Gruppierungen leben nur durch ihre Mitläufer, die die Parolen grölen, um der Welt zu zeigen, dass sie dazugehören, allerdings ohne genau darüber Bescheid zu wissen, was ihr Verhalten für Auswirkungen haben könnte.

Ein Personenkult entsteht genauso durch die Mitläufer. „Dieser Autor ist sehr nett, ich habe ihn in einer Talkshow gesehen. Sein Buch werde ich kaufen, das ist bestimmt toll“. Ebenso ist es mit Sportvereinen und Wettkämpfen, alle reden drüber und gehen hin. „Na gut, gehe ich auch mal mit oder schaue mir die Liveübertragung an, dann kann ich morgen bei der Arbeit wenigstens mitreden“.

Dabei wird oft nur das wiedergegeben was gehört wurde, ohne es zu prüfen. Es wird nachgeplappert was andere sagen, ohne Hintergrundwissen. So entstehen zum Beispiel viele Kritiken, ohne dass der Kritiker sich jemals mit dem Werk wirklich beschäftigt hat. Da er ja genug darüber durch die Meinung der anderen erfahren hat und nun seine Meinung selbstverständlich äußern kann … sein vermeintliches Fachwissen preisgeben.

Mitläufer sind dressierte Äffchen, sie sind beeinflussbar und springen immer sofort auf alles an. Mitläufer lassen sich leicht leiten, von Schlagzeilen manipulieren und sind leichtgläubig. Wenn es heißt: „Salz ist tödlich“, wird es sofort vom Speiseplan verbannt, ohne zu prüfen, wer hinter dieser Aussage steckt. Sie klicken auch sofort auf den link in der Email mit dem versteckten Datenvirus, wenn es heißt: „Sie haben eine Million Euro gewonnen! Herzlichen Glückwunsch“.

Sicher, Trends haben auch ihre Berechtigung, denn man soll ja auch nicht einfach alles ablehnen, nur weil es im Moment „trendy“ oder neu ist. Doch die Beweggründe, warum man ein populäres Buch ebenfalls gut findet, sollten dann aus einem selber herauskommen und nicht durch andere, die es einem sagen. Dabei bilden sich meist zwei Parteien, wovon die eine sagt gutes Buch, die andere meint es sei ein schlechtes. So hält der Konflikt zwischen den Parteien die Diskussion am Laufen und es bleibt im Gespräch, um sich neue Anhänger zu suchen, die sich letztendlich für eine Seite entscheiden, egal für welche, Hauptsache dabei.

Wer jetzt empört über diesen Artikel ist und sich dementsprechend angegriffen fühlt, der scheint leider eines dieser dressierten Äffchen zu sein. Wer diesen Artikel liest ohne sich angesprochen oder beleidigt zu fühlen, der hat Glück und gehört nicht zu diesen Äffchen, sondern ist ein Liebhaber der Sache … und kein Mitläufer.

Fazit: Einem Trend zu folgen, ist eine Sache, die aus einem selber kommen muss. Man folgt ihm, aber es sollte nicht in einer Hysterie enden. Ein eindeutiges Zeichen, das man kein Mitläufer ist, ist, wenn man etwas immer noch gut findet, obwohl der „Trend“ schon längst verflogen ist und man nicht schon dem nächsten Hype hinterherstürzt.

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Gedanken über Bewertung

Bewertungen scheinen immer wichtiger zu werden, so wichtig, dass es schon in einen regelrechten Bewertungswahn ausgeufert ist. Alles und jeder muss bewertet werden, wobei man nicht einmal vor sich selber Halt macht. Jedes Werk, sei es ein Film, ein Bild, ein Haus, Landschaften, Mensch und Tiere … die Brotmaschine … was auch immer. Selbst der Tod, worüber man eigentlich gar nichts weiß, wird trotzdem durch eine Bewertung in gut und schlecht bzw. Himmel und Hölle eingeteilt.

Dinge scheinen durch ihre Bewertung einen Wert zu erhalten. Je besser ein Produkt in der Bewertung liegt, umso höher steigt sein Wert indem es sich dadurch gut verkaufen lässt. Bei Kunstgegenständen ist es nichts anderes und genauso verhält es sich beispielsweise auch mit dem Wert des Goldes, der durch eine Bewertung erfunden wurde.

Im Internet gibt es fast nichts mehr, wo man nicht ein Kommentar, also seine Bewertung/Meinung hinterlassen könnte. So stellt sich gleich die erste Frage: Was nützen Bewertungen? Sind Bewertungen bzw. Rezensionen über ein Buch für einen selbst überhaupt hilfreich, wenn man dabei ist, sich für ein Buch zu entscheiden? Sollten Meinungen von anderen mit in die eigenen Überlegungen einfließen? Auch wenn der Begutachter „vom Fach“ ist und vermeintlich einen literarischen Text neutral analysiert, so schwingen doch meistens viele Faktoren mit, die den Geschmack und den Gemütszustand desjenigen betreffen. Woher weiß man, dass der Schreiber der Kritik das gleiche empfindet und das gleiche in dem Text sieht wie man selbst? Gerade bei Leuten, die man nicht kennt, ist das sehr schwierig.

Ist ein Buch schlecht, weil 95% das meinen? Und bedeutet das automatisch, dass man es dann ebenfalls schlecht findet? Und von den 95%, wie viele sprechen aus eigener Erfahrung, also haben das Buch wirklich gelesen? Oder hat sich vielleicht doch die Mehrzahl beeinflussen lassen und redet nur das nach, was andere (meist jemand dem man nacheifert oder für gut befindet) ihnen vorgeben? Oder wird ein Buch sogar gleich im Vorfelde abgewertet, nur weil man gegenüber dem Autor Vorurteile hegt?

Gibt es also nur gute und schlechte Bücher? Nein, die gibt es nicht, denn Bücher sind weder schlecht noch gut, können sie gar nicht, wie sollten sie auch? Die Bücher an sich haben damit nichts zu tun. Nicht einmal der Autor hat Einfluss darauf. Es sind die Meinungsmacher die den Wert festlegen – das glauben sie zumindest.

Denn wie kann es sonst angehen, dass einige Bücher „polarisieren“, also ein Teil der Kritiken positiv und der andere Teil negativ ausfällt, wenn doch jeder meint, er habe mit seiner Meinung recht und diese sei doch schließlich allgemein gültig? Es wird daran liegen, weil eben jeder etwas anderes aus einem Text liest und seine eigenen Erfahrungen sowie Gefühle mit einbezieht (zumindest ein Teil der Leser, die anderen suchen sich wieder einen aus, dessen Worte sie wiederholen – es haben sich zwei Parteien gebildet).

Wenn sich ein Leser mit einer Figur identifizieren kann, wird dieser mitfiebern und dem Buch (sofern auch noch die anderen Dinge für ihn stimmig sind) sicher eine positive Kritik/Bewertung abgeben. Wer so gar nichts mit den Figuren oder dem Inhalt anfangen kann, wird dem Buch sicher nichts Gutes abgewinnen können.

Aber es ist nicht der Inhalt alleine, der zählt … auch die Verpackung ist von Wichtigkeit. Oft wird anhand der Verpackung, also in diesem Fall das Coverbild, auf die Qualität des Buches geschlossen und so findet bereits im Vorfelde eine Bewertung statt. Steht man zum Beispiel vor zwei Krimis und liest sich die Klappentexte durch, wobei man feststellt, dass sich beide für einen interessant anhören, hat man ein Problem, wenn man sich für eines entscheiden muss. Was wird dann mit in die Entscheidung eingebunden? Ob bewusst oder unbewusst, es wird das Cover sein. So passiert es auch im Internet, wenn man sich durch mehrere hintereinander gepostete Bücher durchscrollt, wird man immer bei dem Buch anhalten, dessen Cover einen am ehesten anspricht. So gesehen kauft man in erster Linie die Verpackung (spielt in der Lebensmittel- und Kosmetikbranche eine sehr große Rolle).

Wie sieht es nun mit dem Inhalt aus? Enthält ein Roman zum Beispiel viele wissenschaftliche Abhandlungen, so finden das meist die genial, die sich in der Materie auskennen. Sie sind schließlich Insider und sind somit direkt am Thema, können mit ihrem Wissen dem Autoren gegenüber im Geheimen prahlen und wenn vermeintliche Fehler gefunden werden (das stimmt jetzt aber so nicht, was der da schreibt, so ist es ja gar nicht), bietet das eine wunderbare Gelegenheit, sich über den Autoren zu stellen, da man ihn ja entlarvt hat, dass er doch nicht so genial sei oder eben er, der Autor, habe schlecht recherchiert (das ist ja alles Blödsinn was der schreibt). Dieser Leser hat nicht verstanden, was es bedeutet, einen Roman zu schreiben und kein Sachbuch (wobei, auch bei einem solchen gibt es immer wieder Leute, die etwas zu beanstanden haben, was ihrer Meinung nach nicht richtig sei). Demgegenüber stehen diejenigen, die mit der Materie nicht vertraut sind. Diese Gruppe findet es vielleicht nur langweilig, da es nicht ihr Interessengebiet ist oder das Gegenteil geschieht … das Interesse am Thema wird geweckt.

Gute, fachliche (das heißt jemand ist mit der Materie vertraut, über die er seine Bewertung abgibt) Kritiken sollten emotionslos geschehen. Wenn jemand zum Beispiel einen Text „wissenschaftlich“ auseinandernimmt und ihn anhand der wissenschaftlich vorgegebenen Kriterien beurteilt und diese Bewertung fällt dann unter diesen Gesichtspunkten negativ aus, ist es natürlich trotzdem möglich, dass man selber diesen Text als gut und interessant empfindet und man kann die negative Kritik gar nicht nachvollziehen.

Zudem kommt es häufiger vor als man denkt, dass bereits vor der Premiere eines neuen Theaterstückes die Kritik geschrieben wurde, damit diese danach schnell veröffentlicht werden konnte. Es gibt auch Fälle, wo z.B. bei einer Show Darbietungen in einer Kritik gelobt wurden, die an dem Abend, als der Kritiker anwesend sein sollte, gar nicht stattgefunden hat, weil der Akteur krank war. Wie kann das geschehen? Vielleicht hatte der Kritiker das Programmheft und ist in der Pause gegangen … wer weiß?

Wie schon erwähnt, sind also viele Faktoren an der Entstehung einer Kritik beteiligt und ebenso an der Art, wie sie aufgebaut ist. Der Emotionszustand, die eigenen Lebensumstände, das Wissen zum Thema, Erfahrungen im Kritikschreiben und das Vergleichen mit ähnlichen Werken spielen eine große Rolle wie das Endergebnis ausfällt. Wie kann es sonst sein, dass man selber ein Buch gut fand und Jahre später kann man gar nicht mehr verstehen, was einen einst daran so gefesselt hat. Der umgekehrte Fall ist natürlich auch möglich.

Bei der Bewertung von Filmen, was die Altersfreigabe anbelangt, ist dieses auch immer abhängig von der Zeit und den Leuten, die diese Aufgabe erfüllen. Filme, die früher ab 18 Jahre waren (oder gar „verboten“) sind heute – fünfundzwanzig Jahre später – ab 16 (die gleiche Version, ohne dass Szenen rausgenommen wurden). Die Zeit hat sich eben geändert und mit ihr die Empfindungen der Leute, die die Entscheidung treffen.

Selbst wenn jemand in dem was er macht gut ist, so gut, dass andere vielleicht sogar neidisch sind (Neid wird oft in niedermachender Kritik geäußert), dann darf sich der Gute erst recht nichts erlauben. Denn dieser steht von nun an unter schärfster Beobachtung. Lässt sich z.B. ein „guter“ Schauspieler etwas zu Schulden kommen, dann wird er nicht nur für die Tat getadelt, sondern sein ganzes vorheriges schauspielerisches Schaffen wird in Frage gestellt, ein Urteil gefällt … er wird neu bewertet.

Ein Urteil ist eine Ansicht, Auffassung, Begutachtung, Beurteilung, Meinung, Position, Standpunkt, Überzeugung … Man bildet sich ein Urteil über jemanden oder etwas. Ein Urteil kann man eigentlich nur fällen, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt hat (was oftmals nicht der Fall ist). Wenn man dann das auf vermeintlich Gleiches überträgt, kommt es zum Vorurteil (Bewertung, ohne sich der neuen Sache angenommen zu haben). Dabei kann ein Vorurteil in die positive oder negative Richtung gehen.

Eine weitere Auffälligkeit ist, dass anscheinend Kritik, zumeist im Internet, mit Beschimpfungen und Beleidigungen verwechselt bzw. gleichgesetzt wird. So endet manche gutgemeinte Kritik, die in einem Internetkommentar verfasst wurde, durch die Gegenkommentare (an die sich weitere Personen beteiligen) nicht allzu selten in einem Bad von hasserfüllten Beleidigungen, die hin und her gehen und zumeist gar nichts mehr mit dem eigentlichen Thema zu tun haben.

Was und wem nützen denn nun eigentlich Bewertungen? Sie können vielleicht als kleine Orientierungshilfe dienen, aber mehr nicht. Sie können mit Roulette verglichen werden, wo man beginnt, sich Chancen zu errechnen, was auch eine Art von Bewertung ist. Man bewertet das Vorangegangene, um daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Drei Mal kam rot, dann muss jetzt aber schwarz kommen. Muss? Nein, es kann noch viele Male rot kommen, bevor die Kugel auf einer schwarzen Zahl landet. Sicher, die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass 2x Zero hintereinanderkommt, aber es passiert, auch 11x rot ist schon vorgekommen. Fakt ist, jedes Mal wird das Rad neu gedreht und die Kugel angestoßen. Jedes Mal ist es dieselbe Chance wie vorher 50/50, 1 zu 3 oder eben 1 zu 37, egal was vorher war.

„Früher war alles besser“ – Die Bewertung der Zeit – Das schöne ist, dass es bald wieder heißen wird: „Früher war alles besser“, bedeutet: Heute ist alles gut.

Fazit: Alles und jeder muss sich gewollt oder ungewollt eine Bewertung gefallen lassen. Und ist nicht auch dieser Text eine Bewertung für die Bewertung? Bewertungen sind für den Einzelnen nichtssagend. Bewertungen manipulieren die eigenen Erfahrungen und verhindern unglaubliche Entdeckungen. Verhindern, dass man sich einer Sache unvoreingenommen nähern kann. Wenn Kritiken als Orientierungshilfe herangezogen werden, dann sollten diese ebenfalls genau analysiert und bewertet werden, um herausfinden, wie der Kritiker zur bewerteten Sache steht und wie dessen Meinung entstanden ist. Gut oder schlecht, wer mag das letztendlich zu bestimmen … Trotz allem freut man sich natürlich über jede Art von positiver und konstruktiver Kritik.

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Abschlussgedanke

Diese drei Artikel sollten in folgender Reihenfolge gelesen werden

Kunst
Kultur
Kreativität

da die einzelnen Artikel in gewisser Weise aufeinander aufbauen.

Das Folgende vielleicht erst nach den drei Artikeln lesen!

Aus den Buchstaben „kunst“ kann nur ein weiteres Wort gebildet werden „stunk“.

(K)unst
(U)nternimmt
(N)eue
(S)ituation
(T)ransformationen

Kunst ist nicht wählbar, sondern entsteht.
Kultur ist Ausgewähltes, somit gemacht.

Kunst kann nicht bewertet werden und ist meinungsfrei.
Kultur lebt durch Bewertung und wird von Meinung bestimmt.

Kunst ist ein natürlicher Akt.
Kultur ist ein unnatürlicher Akt.

Kreativität ist der Denkprozess, der Kultur entstehen lässt.
Kreativität kann der Auslöser für Kunst sein.

Kreativität lebt von Gedanken.
Kunst ist gedankenloser Fluss.
Kreativ ist kein Synonym für Kunst!

Einen Pinsel nehmen und einen Strich nach dem anderen auf die Leinwand bringen. Es entsteht etwas, was vielleicht wie ein Gesicht oder ein Haus aussieht, oder ganz anders, ein Gesicht in Form eines Hauses.

Einen Pinsel nehmen und ein Haus malen wollen. Die Konturen zeichnen, ausmalen. Überlegen: Vielleicht passt noch ein Garten dazu. Diese Idee für gut befinden und den Garten einfügen.

Bei beiden Herangehensweisen ist am Ende ein fertiges Bild vorhanden. Im ersten Fall ist ein Haus entstanden, im zweiten Fall wurde es erschaffen. Salopp gesagt: Kunst ist hingeschissenes, was nicht mehr angefasst wird und Kreativität greift noch mehrere Male zu.

Es heißt:

Ich mache Kunst!

Ich bin kreativ!

nicht:

Ich mache kreativ!

Ich bin Kunst!

Wobei viele sagen: Ich bin Kunst bzw. mein Körper ist ein Kunstwerk. Richtig, jeder Mensch ist ein Kunstwerk, er ist entstanden. Aber, wenn eine Veränderung daran vorgenommen wird (gestaltet) in Form von Tätowierungen, Schmuck, operativ oder was auch immer, ist es am Ende ein kreatives Werk, welches die Kunst als Leinwand hatte.

Einen Bodybuilder-Körper könnte man vielleicht als Kunstwerk bezeichnen. Auch wenn das Aussehen versucht wurde durch Kreativität hinzuzüchten, kann man im Endeffekt nicht genau sagen, was wirklich dabei herauskommt.

Das Können liegt im Wollen verborgen und wenn man etwas will und dieses dann auch macht, kann man es, sonst wäre ein machen nicht möglich.

Kunst, die Partei ohne Partei.

Kunst über alles, über alles in der Welt.

Das Werk ist vergänglich, die Kunst nicht.

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Gedanken über Kreativität

Im Duden tauchte „kreativ“ das erste Mal 1973 auf und besitzt viele Synonyme. Darunter findet man zum Beispiel: einfallsreich, erfinderisch, erfindungsreich, fantasiereich, fantasievoll, findig, geistreich, genial, gestalterisch, ideenreich, originell, produktiv, schöpferisch sowie konstruktiv und innovativ.

All das ist in dem kleinen Wort zu finden. Wer also kreativ ist, hat so gesehen gestalterische Ideen, die in einem schöpferischen Akt verwirklicht werden. Er ist ein „kreativer Mensch“, also ein Künstler …?

Nein, das ist er nicht zwangsläufig! Denn Kreativität ist nur die schöpferische Kraft, die als Vorstufe zur Kunst (siehe Kunstartikel) gesehen werden kann. Oder anders gesagt, der Vorbote, der Ideen- und Richtungsgeber für die daraus entstehende Kunst.
Kreativität ist der Zeitpunkt in der Kunst, an dem ihr Einhalt geboten wird und es zu einem Denkprozess, einer Überlegung kommt. Es ist also die Stelle, an der die Kunst pausiert, da der Kunstakt einen reinen instinktiven Schaffensprozess darstellt, was das Gegenteil von Kreativität – nämlich instinktlos, also kopfgesteuert – ist.

Daraus resultiert, dass Kunst und Kreativität nicht zusammenpassen. Entweder das eine oder das andere ist möglich, aber dennoch ergänzen sie sich. Als „Künstler“ muss man sich dann entscheiden, wieviel Kreativität man in seine Kunst hineinlässt (je mehr Kreativität umso weniger Kunst im Endergebnis). Wobei die Kunst auch gänzlich ohne den kreativen Akt auskommt, indem man einfach anfängt und es fließen lässt.

Kreativität ist unter dieser Betrachtungsweise nur die Fähigkeit, etwas mit Bedacht zu erschaffen. Etwas, was neu oder originell zu sein scheint und dabei vielleicht noch nützlich beziehungsweise brauchbar ist. Hierfür sind ein gewisser Grad an Begabung, Wissen, Können, Motivation, persönliche Eigenschaften/Eigenarten und die Umgebungsbedingungen von Bedeutung. Zudem wird Kreativität bei der Lösung eines Problems oder der Erfüllung einer bevorstehenden Aufgabe angewandt.

Hier ein Beispiel für den Kreativ-Kunst-Akt anhand eines Schreibprozesses:
– Ideensammlung und diese in die richtige Reihenfolge bringen = Kreativer Akt
– Diese Vorlagen nehmen und losschreiben es laufen lassen = Kunst
– Textüberarbeiten = Kreativ tätig sein
(Zerstörung der Kunst, was die Erschaffung eines kreativen Werkes hervorbringt)

Kurz: Kreativität muss verschwinden, wenn die Kunst beginnen soll. Kunst darf nicht/kann nicht überarbeitet werden. Kreativität kann der Kunst nur dienen, ist selber aber keine Kunst. FERTIG!

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