Ohne Mitläufer hätte kein Mensch Macht über andere, es gäbe keine Unterdrückung, keine Diktatoren und auch keine Trends (etwas wo alle mitmachen bzw. etwas, das alle haben wollen). Denn was sollte ein einzelner ausrichten können, wenn ihm keiner folgt? Ein Trend lebt nur von den Mitläufern, die einem Trend hinterherhetzen, der durch die „Trendsetter“ gestartet wird. Das sind zumeist Leute, die aus den verschiedensten Gründen von anderen bewundert werden. Diese Meinungsmacher sind oftmals irgendwelche „Promis“ oder andere Leute zu denen ein Mitläufer aufschaut. Er möchte so sein wie dieser „Star“, ein so „tolles“ Leben führen wie er. Und wenn er zum Beispiel das gleiche Buch liest wie sein „Idol“, fühlt er sich sofort mit diesem verbunden. Das wissen natürlich auch die Unternehmen und so wird alles Erdenkliche getan, um diese Personen, die gerade im Rampenlicht stehen, für ihre Zwecke einzusetzen, denn was diese „Stars“ tragen, essen und trinken, das wollen ihre Anhänger natürlich auch haben.
Doch sind diese „Helden“ es wirklich wert, dass man zu ihnen aufschaut … muss man ihnen hinterherlaufen? Vorbilder zu haben ist ja an sich nichts Schlechtes, sie können einem sogar helfen und im Leben weiterbringen, sie können einem als Inspirationsquelle dienen. Aber sollte man ihnen uneingeschränkt nachlaufen … also zum Mitläufer mutieren?
Was bringt Mitläufertum? Sicher, das Zugehörigkeitsgefühl, welches für viele Menschen anscheinend lebensnotwendig ist, wird gefördert. Alle finden dieses Buch toll und sprechen darüber, also will ich es auch haben … dann kann ich mitreden. Ich muss es ja nicht sofort lesen, ich habe ja schon genug andere Meinungen darüber gehört, aus diesen suche ich mir dann die für mich passsenden raus.
Durch Bewertungen werden die Mitläufer rekrutiert, ein Trend entsteht. Dieser ist zumeist eine neue Auffassung von etwas, eine neue Bewegung, eine neue Richtung, die für die Gesellschaft, die Wirtschaft oder Technologie maßgebend sein wird. Dabei ist dieses zeitlich vollkommen frei, denn ein Trend kann von einer Woche bis zu Jahren anhalten, je nachdem wie man diesen weiter nährt. Bei Büchern und Filmen geschieht dies zumeist in Fortsetzungen, am liebsten reichlich verbunden mit Merchandising/Fan-Artikel.
Dabei ist ein Trend, wie so vieles, wenn man es nüchtern betrachtet, eine Sache des Geschmacks, eine Meinung bzw. eine Sicht der Dinge von Einzelnen, die schließlich ihr Gefolge bekommt. Also Personen, die einfach mit dabei sein wollen. Dazuzugehören, nicht als Außenstehender/Außenseiter zu gelten, das ist die Motivation des Mitläufers. Mitläufer schwimmen auf einer Welle mit, ohne genau zu wissen, wo die Wellen herkommen und wo sie einen hintreiben.
„Dieses oder jenes machen doch alle“, wird dann gesagt, oder: „das machen doch alle so. Das gehört doch dazu“ … Oder aussagen wie: „Ich will jetzt vegan leben, das machen ja im Moment so viele. Muss denn ja eine tolle Sache sein.“ Mit solchen Aussagen outet man sich als vollwertiges Mitglied im Mitläuferclub. Wenn es aber heißt bzw. man stellt sich die Frage: „Wieso leben eigentlich schon so viele vegan? Da muss ich mir mal ein paar Quellen raussuchen und schauen, worum es da genau geht und wieso es gemacht wird. Dann kann ich ja entscheiden, ob es etwas für mich ist oder nicht“, so hat diese Vorgehensweise nichts mit Mitläufertum gemeinsam.
Mitläufer sind Personen, die an einer Gruppierung, Bewegung oder Strömung teilnehmen, ohne sich wirklich für das Thema zu engagieren. Sie lassen alles passiv geschehen, machen mit, ohne dabei für ihr Verhalten Rechenschaft abzulegen oder Verantwortung zu übernehmen. Und wenn etwas schiefgeht, können sie dann immer noch sagen: „Was kann ich dafür? … Das waren doch in Wirklichkeit die Anderen, ich habe damit ja eigentlich nichts zu tun.“
Es reicht für den Mitläufer, wenn er sagen kann: „Ja sicher, … ich bin dabei und warum du noch nicht?“ Und dieses Mitläufertum ist in manchen Dingen sehr gefährlich. Wenn es zum Beispiel um eine politische oder religiöse Richtung geht, die ins Extreme fällt. Gerade solche Gruppierungen leben nur durch ihre Mitläufer, die die Parolen grölen, um der Welt zu zeigen, dass sie dazugehören, allerdings ohne genau darüber Bescheid zu wissen, was ihr Verhalten für Auswirkungen haben könnte.
Ein Personenkult entsteht genauso durch die Mitläufer. „Dieser Autor ist sehr nett, ich habe ihn in einer Talkshow gesehen. Sein Buch werde ich kaufen, das ist bestimmt toll“. Ebenso ist es mit Sportvereinen und Wettkämpfen, alle reden drüber und gehen hin. „Na gut, gehe ich auch mal mit oder schaue mir die Liveübertragung an, dann kann ich morgen bei der Arbeit wenigstens mitreden“.
Dabei wird oft nur das wiedergegeben was gehört wurde, ohne es zu prüfen. Es wird nachgeplappert was andere sagen, ohne Hintergrundwissen. So entstehen zum Beispiel viele Kritiken, ohne dass der Kritiker sich jemals mit dem Werk wirklich beschäftigt hat. Da er ja genug darüber durch die Meinung der anderen erfahren hat und nun seine Meinung selbstverständlich äußern kann … sein vermeintliches Fachwissen preisgeben.
Mitläufer sind dressierte Äffchen, sie sind beeinflussbar und springen immer sofort auf alles an. Mitläufer lassen sich leicht leiten, von Schlagzeilen manipulieren und sind leichtgläubig. Wenn es heißt: „Salz ist tödlich“, wird es sofort vom Speiseplan verbannt, ohne zu prüfen, wer hinter dieser Aussage steckt. Sie klicken auch sofort auf den link in der Email mit dem versteckten Datenvirus, wenn es heißt: „Sie haben eine Million Euro gewonnen! Herzlichen Glückwunsch“.
Sicher, Trends haben auch ihre Berechtigung, denn man soll ja auch nicht einfach alles ablehnen, nur weil es im Moment „trendy“ oder neu ist. Doch die Beweggründe, warum man ein populäres Buch ebenfalls gut findet, sollten dann aus einem selber herauskommen und nicht durch andere, die es einem sagen. Dabei bilden sich meist zwei Parteien, wovon die eine sagt gutes Buch, die andere meint es sei ein schlechtes. So hält der Konflikt zwischen den Parteien die Diskussion am Laufen und es bleibt im Gespräch, um sich neue Anhänger zu suchen, die sich letztendlich für eine Seite entscheiden, egal für welche, Hauptsache dabei.
Wer jetzt empört über diesen Artikel ist und sich dementsprechend angegriffen fühlt, der scheint leider eines dieser dressierten Äffchen zu sein. Wer diesen Artikel liest ohne sich angesprochen oder beleidigt zu fühlen, der hat Glück und gehört nicht zu diesen Äffchen, sondern ist ein Liebhaber der Sache … und kein Mitläufer.
Fazit: Einem Trend zu folgen, ist eine Sache, die aus einem selber kommen muss. Man folgt ihm, aber es sollte nicht in einer Hysterie enden. Ein eindeutiges Zeichen, das man kein Mitläufer ist, ist, wenn man etwas immer noch gut findet, obwohl der „Trend“ schon längst verflogen ist und man nicht schon dem nächsten Hype hinterherstürzt.
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