Gedanken über Kultur

In der Land- und Forstwirtschaft (Eingriff des Menschen in die wachsende Natur) wird der Boden kultiviert (urbar/anbaufähig gemacht), also vorbereitet für die entsprechenden Keimlinge oder die Saat, die später gesetzt bzw. gesät werden sollen, was in Mono- bzw. in Mischkulturen geschieht (Mono = nur eine Sorte, Misch = verschiedene Sorten, die nebeneinander gedeihen und sich ergänzen und gegenseitig unterstützen). Nach dem Kultivieren kommt die eigentliche Kultur zustande, die Ausbildung/die Entwicklung der einzelnen Pflanzen, die aufgezogen werden.

Unter dieser Betrachtungsweise ist alles, was der Mensch durch sein Schaffen hervorbringt, als Kultur zu bezeichnen. Allerdings sind das am Ende nur die Dinge, die er für sich als gut und sinnvoll eingestuft hat – alles andere fällt weg. Von kultureller Bedeutung sind für ihn die verschiedensten Ausdrucksformen (Malerei, Schauspiel, Musik, Mode usw.) sowie Ausbildung (geistig, körperlich) durch Schule und Beruf. Auch die Zubereitung der Nahrung und die Nahrung an sich, steht in Verbindung mit der Kultur. So gesehen stellt Kultur die Gesamtheit der geistigen und gestaltenden Leistungen von Menschen dar, woraus die Art, wie die verschiedensten Gemeinschaften miteinander leben, resultiert. Damit diese Lebensart Gewichtigkeit bekommt, stellt der Mensch dafür gerne Regelwerke auf, welche zumeist aus angehäuften Gewohnheiten entstehen, die dann zu Gesetzen werden.

Dieses tun immer „Die Entscheider/Bewerter“ diese können zum einen selbst ernannt sein oder von der Gemeinschaft gewählt werden. In dieser Form soll Kultur dazu dienen, eine Gruppe zu leiten, ihr und dem einzelnen ein „besseres“ Leben verschaffen. Aber vielleicht geschieht dies alles auch nur, um die „Entscheider“ die nun zu „Führenden“ geworden sind, eine Möglichkeit zu geben, alles und jeden zu kontrollieren. Mit diesen „Kulturgesetzen“ wachsen die folgenden Generationen heran. Es wird übernommen, was die Vorgänger vorgelebt haben. Das Regelwerk wird erweitert und so vermeintlich verbessert, alles soll berücksichtigt werden und es soll den Anschein erwecken, dass keiner dabei zu kurz kommt.

Kultur stärkt ohne Zweifel das Zugehörigkeitsgefühl – dazuzugehören, ein Bedürfnis, welches viele Menschen zum Leben benötigen. Kritisch wird es allerdings dann, wenn diese Leute alles bedingungslos mitmachen, nachahmen/imitieren, Rituale vollziehen, ohne diese zu hinterfragen, also die geschriebenen und zumeist auch ungeschriebenen Gemeinschaftsgesetze stur befolgen (Das war schon immer so … Das haben wir schon immer so gemacht … Das ist eben unsere Kultur). Dabei werden die verschiedenen Kulturen gerne noch eingestuft in gute, schlechte und primitive (alles natürlich aus Sicht der anderen, der Gegenkulturen).

So kann auch Religion oder anders gesagt eine Weltanschauung zur Kultur werden, je nachdem wie stark diese Weltanschauung das Leben des einzelnen oder einer Gruppe bestimmt und zum Lebensgesetz gemacht wird. Für viele ist es mit der Kultur/Weltanschauung so ernst, dass sie sogar Krieg gegen diejenigen führen, die nicht ihrer Kultur entsprechen. Dazu bedarf es oft nicht einmal einer Provokation des Gegenübers, es reicht, dass er da ist und eine andere Lebensweise bedient.

In der Kunst (siehe Kunstartikel) geht es nicht um schön oder unschön, denn das ist Geschmack, welcher die Wurzel von Kultur darstellt. Da wird dann gesagt: Der/Die ist kultiviert, spricht kultiviert hat Manieren (die auch wieder festgelegt wurden). Das ist ein Mensch ohne Kultur (kann nur jemand sagen, der vermeintlich meint, seine Lebensart sei die bessere). So betrachtet ist Kultur eine Geschmackseinigung von Menschen, die sich zusammengefunden haben. So eine Einigung trägt allerdings die Gefahr in sich, dass diese zu Einseitigkeit also zur Monotonie führt. Was an dieser Stelle ein Vergleich zum Ackerbau zulässt – Die Mono- und Mischkulturen. Überträgt man diese zurück auf die menschliche Kultur, so sollte es nur Mischkulturen geben, denn Mono/Monotonie steht für: eintönig und dadurch ermüdend, langweilig und reizlos. Durch ihre Einseitigkeit zerstört es sich selbst, da es keine Entwicklung gibt. Das Ausschließen von anderen bedeutet weniger resistent gegen Einwirkungen von außen zu sein. Wenn Kultur auf diese Weise zur Altlast wird und neues verhindern will, stellt sich die Frage, ob Kultur etwas Positives in sich trägt und überhaupt zum Leben benötigt wird. Hätte die Natur von sich aus Kultur und würde sie sich strickt danach richten, würde es nicht diese Artenvielfalt auf der Welt geben, die sich gegenseitig benötigt und in der einen oder anderen Form ergänzt.

Jedes Land (also die Menschen, die da leben), ja jeder Ort hat in irgendeiner Form zusätzlich zur Landeskultur seine eigene Kultur, die bis in die Familien hineingeht. Jede Familie besitzt ihre eigenen Rituale, Traditionen, Sitten, Gebräuche, ihren Kult (bewusst oder unbewusst). Jede Epoche des menschlichen Daseins hat ihre eigene Kultur. Einige richten großen Schaden an, andere leben für sich dahin. Kulturen kommen und gehen (wie beim Ackerbau: säen, ernten, säen …). Die eine wird länger am Leben erhalten, andere sterben nach kurzer Zeit aus. Dann gibt es noch untergegangene und versunkene Kulturen, die zumeist auf Mythen und Legenden sowie Mutmaßungen aufgebaut sind und wer weiß, was in 5.000 Jahren, wenn alle heutigen Kulturen und ihre Bauwerke untergegangen sind, zu den bunten Graffitis in den U-Bahnschächten gesagt wird, welche Kulturansätze da reininterpretiert werden. „Diese Anlagen (U-Bahnstationen (Voraussetzung ist, dass nur noch wenige da sind, um dem Ganzen eine große Bedeutung zu geben) waren Tempel, die täglich von tausenden von Menschen mit Hilfe von Schienenfahrzeugen aufgesucht wurden und jedes dieser Schriftzeichen steht für einen Gott.“

Kurz: Kultur ist Design (geschmackliches Lebensmuster), ein Katalog für Gutbefundenes, ein Zuchtprogramm für die Lebensart einer bestimmten Gruppe in einer bestimmten Epoche. FERTIG!

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